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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In diesem traumhaften ungarischen Volksmythos bringt eine Pferdegöttin drei mächtige Brüder zur Welt, die in die Unterwelt aufbrechen, um drei Prinzessinnen vor drei bösen Drachen zu retten und das verlorene Königreich ihrer Vorfahren zurückzuerobern.

Kritik

Das Überraschendste an Marcell Jankovics‘ (Az ember tragédiája) märchenhaftem Meilenstein des ungarischen Animationsfilms ist womöglich nicht der monumentale Mystizismus, sondern dessen symbolreicher Gegenwartsbezug. Der Titelheld beschließt seine mythische Reise in der Moderne, die vor seiner übermenschlichen Kraft schrumpft. Der ausdrucksstarke Allegorie der ungebrochenen Macht überlieferter Sagen und historischer Schriften fesselt trotz und gerade mit ihrer ironischen Brechung. In jener symbiotischen Vermischung von Archaischem und Aktuellem, Leichtigkeit und Gravität, roher Brutalität und kindlicher Naivität liegt der Zauber des zeitlosen Filmschatzes. 

Dessen fabelgleiche Handlung basiert auf László Aranys Niederschrift des ungarischen Volksmärchens von Fehérlófia (so auch der Originaltitel). Der kleine Junge wird von einer weißen Stute großgezogen und erhält durch ihre Milch enorme Stärke. Jene beweist er als Erwachsener auf einer archetypischen Heldenreise. Diese führt ihn zu seinen beiden Brüdern, die mit ähnlichen übermenschlichen Kräften ausgestattet sind. Gemeinsam bezwingen sie einen bösartigen Kobold und wagen den den Abstieg in die Unterwelt, um drei gefangene Prinzessinnen zu befreien. 

Der Plot selbst vereint eine Vielzahl kanonischer Sagenelemente: Prüfungen von Kraft, Klugheit und Geschicklichkeit, die magische Zahl Drei, Omen und Vorbestimmung, die Bedrohung durch saturninische Vaterfiguren. Doch die Magie liegt in den hypnotischen Bildern. Deren kubistisch anmutende Formen sprühende geradezu vor Farben, deren flächige Anlage an Expressionismus und Fauvismus erinnert. Geometrische und symmetrische Muster lassen die Pinselzeichnungen selbst wie geheimnisvolle Symbole wirken. Bei allem visuellen Facettenreichtum verliert sich die immersive Inszenierung nie in esoterischem Pomp. 

Leuchtende Komplementärfarben, geschwungene Formen und amüsante Details konterkarieren die heroische Epik mit einer spielerischen Leichtigkeit. Der energetische Soundtrack verstärkt diesen imaginativen Verve, der eine fast sphärische Atmosphäre heraufbeschwört. Jene schafft zugleich subtile Distanz zu den politischen Parallelen, die in den sagenhaften Szenarien anklingen. Kollektivismus und Individualismus, Heldenkult sowie der Anbruch und das Ende eines neuen Zeitalters sind übergreifende Motive, die sich vor dem zeitpolitischen Hintergrund ambivalent auslegen lassen. Ironie und Ikonographie gehen fließend ineinander über. 

Fazit

Traumlogik leitet den mythologischen Protagonisten Marcell Jankovics schillernden Glanzstücks des Animationskinos, und Traumlogik folgen auch die assoziativen Bilder. Naturalistische Naivität und laszive Koketterie, Mystik und Modernismus, Altertum und Avantgardismus treffen auf der Leinwand aufeinander und verschmelzen in einem Rausch aus Farbe, Licht und Silhouetten. Die im Grunde simple Handlung erhält durch politische Anklänge und zeitkritische Akzente eine ideologische Ebene. Deren kontroverse Deutung steigert indes nur die anhaltende Faszination dieses stilistisch und strukturell gleichsam bahnbrechenden Werks. 

Kritik: Lida Bach

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