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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein englischer Landsitz, Ende des 19. Jahrhunderts: die Waisen Miles & Flora leben auf dem luxuriösen Anwesen ihres Onkels. Als dieser es verlässt, obliegt die Aufsicht der Kinder der Haushälterin Mrs. Grose, der Gouvernante Miss Jessel und dem Verwalter Quint. Letzterer übt scheinbar massiven Einfluss auf die Kinder aus, was Mrs. Grose äußerst negativ aufstößt. Doch nicht nur die Kinder, auch Miss Jessel sind dem diabolischen Charme von Quint mit Haut und Haar verfallen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Manche Filmideen klingen schon von Anfang an zum Scheitern vorverurteilt und sollten es auch sein, erzeugen aber speziell in ihrer Absurdität erst eine vorher kaum kalkulierbare Brillanz. Das mag manchmal auch schlicht und ergreifend eine Form von „Unfall“ sein – und hier ist das eher ziemlich sicher als vermutlich so -, aber sei es drum, am Ende zählt das Resultat. Zehn Jahre nach dem Gruselfilm-Klassikers Schloss des Schreckens (beruhend auf der Erzählung The Turning of the Screw von Henry James bzw. dem darauf basierenden Bühnenstück The Innocents) dachte man sich, dass eine Verfilmung der im Original nur angedeuteten Vorgeschichte eine gute Idee sei. Normalerweise ein typischer Fall von „wer hat eigentlich danach gefragt?“, da damit lediglich eine Entmystifizierung der Vorlage stattfinden würde und unabhängig davon niemals an deren Qualität angeknüpft werden könnte. Zumindest Letzteres ist auch eine unbestreitbare Tatsache und bei einer seriösen Herangehensweise wäre vermutlich auch jedwede andere Kritik an diesem seinerzeit heftig verrissenen Werk absolut berechtigt, aber in der dargebotenen Adaption ist Das Loch in der Tür schon beinah ein Klassiker für sich, jedoch mehr im Exploitation-Bereich.

„Es hat ihm gefallen, hat Quint gesagt, und was er sagt, stimmt immer!“

Kurz bevor er eine Dauerliaison mit Charles Bronson (Ein Mann sieht rot) einging, inszenierte Michael Winner dieses extrem umstrittene Werk, das die unmittelbare Exposition zu Jack Clayton’s Meisterwerk beinhaltet (im Prinzip gehen beide Filme nahtlos ineinander über). Für die Hauptrolle des charmanten, manipulativen wie destruktiven Verwalters Quint konnte niemand geringeres als der einstige Weltstar Marlon Brando (Die Faust im Nacken) gewonnen werden, der 1971 allerdings schon in einem heftigen Karriereloch steckte. Wäre nicht unmittelbar im Anschluss seine zweite Oscar-Performance in Der Pate gekommen, vermutlich wäre dies sein endgültiger Sargnagel gewesen. Brando wird auch Onscreen seinem fatalen Ruf als exzentrischer, unbändiger Tausendsassa mehr als gerecht und verkörpert sein ohnehin schon sehr kontroverse Rolle mit einer kongenialen Mischung aus Genie und Irrsinn, die auch einen nachweislich geisteskranken Menschen wie Klaus Kinski (Aguirre, der Zorn Gottes) zu wahren Glanzleistungen antrieb. Selten waren sich diese beiden Enfant Terribles des Kinos in ihrem Auftreten näher. Komplett von der Leine gelassen reißt Brando jede Szene an sich, zwischen absurdem Overacting (mal wieder mit sehr eigener Akzentuierung) und einer enorm einnehmenden Präsenz. Der sehr wilde Spielraum des Plots kommt ihm dabei natürlich wunderbar zugute, wirbelt Das Loch in der Tür doch mit zahlreichen Faktoren um sich, die insbesondere während der peniblen, britischen Zensur der frühen 70er für einige helle Aufreger gesorgt haben dürfte.

Devote, sexuelle Unterdrückung („Du bist nur ein Straßenköter. Sag es!“), Bondage, explizite Gewalt an Menschen und Tieren („Wie en Huhn auf dem Bratrost!“) und nicht nur geringfügige angedeutetem Inzest („Wir beide haben zusammen ein ekstatisches Liebesverhältnis!“) – zwischen Kinder.  Das scheint nicht nur moralisch komplett verwerflich, sondern zudem noch blanke Blasphemie gegenüber einem Klassiker von Literatur, Bühne und Kino zu sein. Marlon Brando lässt Frösche mit Zigarrenrauch platzen, rupft Hühner am lebendigen Leibe, verschnürt das ihm hörige Hausmädchen beim Liebesspiel wie ein Paket um sie möglich ausgeliefert zu missbrauchen und vergiftet zwei unschuldige Waisen ohne Vorbilder mit seinem kranken Gedankengut, was ihm schlussendlich selbst zum Verhängnis wird. Ein brachialer, faszinierender, praktisch bipolarer Husarenritt auf der schmalen Schneide von lächerlichem Schund und großer Kunst. Eingefangen in großartige Bilder und mit so einer - immer noch – verblüffenden Chuzpe aufgetischt, dass einem einfach die Spucke wegbleibt. Manche schimpfen das den Tiefpunkt in Marlon Brandos Karriere, aber wer so was behauptet, hat wohl nichts mehr nach Apocalypse Now gesehen.

Fazit

Ein unfassbarer Film. Von seinem wagemutigen Anliegen, über seine erstaunlich gute Inszenierung bis zu seiner verwegenen Präsentation in allen Bereichen. Das polarisiert mit Ansage und kann kaum irgendeine Mitte treffen. Selbst wenn man „Schloss des Schreckens“ noch nie gesehen hat schon kurios, mit dessen Kenntnis nur umso mehr. Und erstaunlicherweise deswegen eher noch besser als schlechter. Aber das muss wirklich jeder für sich selbst entscheiden. Viel streitbarer können Filme kaum sein.

Kritik: Jacko Kunze

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